
Fast alle Euskal Etxeak weltweit wurden aus der Sehnsucht der Emigranten nach der Heimat gegründet. In Berlin – eine weitere Ausnahme ist Tokio – entstand der Verein hingegen aus einer Initiative von Deutschen, die eine Verbindung zum Baskenland herstellen wollten. Der Versuch der deutschen Regierung, sich für das Bombardierung von Gernika zu entschuldigen, wie im Abschnitt über Erinnerungskultur beschrieben, zeigte deutlich, wie wichtig es ist, die Beziehungen zwischen Deutschen und Basken zu vertiefen.
Das Symposium über Gernika, das 1997 von Constanze Lindemann in Berlin organisiert wurde, war ein entscheidender Schritt für die Gründung des Euskal Etxeas. Mit Unterstützung von Wolfgang Wippermann, Fritz Teppich, Helios Mendiburu und Hans-Joachim Wilke wurde ein Jahr später der Gernika Deutsch-Baskische Kulturverein e.V. gegründet. Mendiburu war der erste Vorsitzende des Vereins. Als Sohn republikanischer Soldaten, die vor dem Krieg geflohen waren, wuchs er in Cottbus in der DDR auf. Nach dem Fall der Berliner Mauer wurde er als Mitglied der SPD der erste Bürgermeister des Bezirks Friedrichshain. Selbst während seiner Amtszeit als Bürgermeister übernahm er das Amt des Vorsitzenden des Euskal Etxeas.
Schicksal und Zufall spielten ebenfalls eine wichtige Rolle in der Geschichte des Euskal Etxeas in Berlin. 1997, während sie das Symposium über das Bombardement von Gernika vorbereitete, ging Constanze Lindemann zum Iberia-Schalter am Flughafen Tegel, um eine Reise für die Gäste zu organisieren. Im Gespräch mit der diensthabenden Mitarbeiterin fragte sie, ob diese das Baskenland kenne – woraufhin sie ein Lächeln erhielt. Die Iberia-Mitarbeiterin war Ainhoa Añorga Osa, eine Donostiarra, die bereits seit Jahren in Berlin lebte. Als Constanze ihr von ihren Plänen erzählte, musste Ainhoa nicht lange zuhören, bevor sie sich rasch dem Team des zukünftigen Vereins anschloss.
2004 trat der Journalist und Historiker Ingo Niebel die Nachfolge von Mendiburu als Vorsitzender des Vereins an. Niebel ist Deutscher, sieht sich aber selbst als Baske: Als Jugendlicher lebte er eine Zeit lang in Gernika, da sein Vater Klaus dort arbeitete. Klaus Niebel sammelte ein reiches Archiv über das Baskenland, das er unter anderem mit dem Euskaltzaindia-Mitglied Jose Antonio Arana austauschte. Nach dem Tod seines Vaters übergab Ingo das Archiv an die Baskische Bibliothek in Frankfurt. Seither hat er mit großem Engagement und viel Großzügigkeit daran gearbeitet, das gegenseitige Verständnis zwischen Deutschland und dem Baskenland zu fördern.
Niebel lebt im Westen Deutschlands, und da der Gernika Deutsch-Baskische Kulturverein seinen Sitz in Berlin hat, erwies es sich langfristig als sinnvoll, dass die Leitung des Vereins in der Hauptstadt angesiedelt ist. So übernahm Ainhoa Añorga Osa den Vorsitz von Niebel und erreichte schon kurze Zeit später einen entscheidenden Erfolg: Am 9. Dezember 2009 erkannte die baskische Regierung den Euskal Etxea in Berlin offiziell an. Damit wurde ein bedeutender Schritt getan, der eine neue Phase einleitete und die Rolle des Vereins sowohl in Deutschland als auch im Baskenland festigte.
Seit den 1980er-Jahren bestehen enge Beziehungen zwischen Berlin und dem Baskenland. Menschen, die nach alternativen Lebensformen suchten, bewegten sich in beide Richtungen. Die deutsche Hauptstadt zieht auch heute noch zahlreiche Baskinnen und Basken an, während sich gleichzeitig immer mehr Deutsche nach Süden wenden – mit dem Wunsch, ein noch weitgehend unbekanntes Gebiet frei von Vorurteilen kennenzulernen. Zu ihnen gehörten auch die Pioniere, die entscheidend zur Gründung des Gernika Deutsch-Baskischer Kulturverein beitrugen. Durch den späteren Eintritt neuer baskischer Mitglieder konnte der Verein zusätzliche Unterstützung gewinnen. Im Jahr 2014 erhielt das Baskische Zentrum Berlin den Preis zum Internationalen Tag der Baskischen Sprache der Baskischen Gesellschaft für Studien. Zweifellos liegt das Beste noch vor uns, und die Türen der Euskal Etxea Berlin stehen weit offen.
Präsidentin
1, Vizepräsidentin
2. Vizepräsidentin
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Schatzmeister