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Jenseits von Punk und Techno

Berlin war schon immer ein beliebter Anlaufpunkt für baskische MusikerInnen, die ins Ausland gehen wollten. Auch weniger verbreitete Musikrichtungen haben in der Stadt ihren Platz gefunden.

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chon zu Zeiten, als die Mauer noch stand, traten baskische Bands und Solisten in Kreuzberg auf: Kortatu (1987) sowie Hertzainak und Ruper Ordorika (1988) spielten im Bar-Restaurant des Kollektivs EX im Mehringhof. An derselben Adresse befindet sich heute Clash. Drei Jahrzehnte später brachte E.H. Sukarra die baskische Sprache in den legendären Rockclub SO36 im selben Viertel. Auch Negu Gorriak traten dort auf und spielten kurz darauf zusammen mit Tapia und Leturia an der Technischen Universität TU. Seit langem haben Bands aus dem Baskenland den Weg nach Berlin gefunden – ebenso wie DJs, die in den Clubs auflegen. Mit diesen Entwicklungen hat der Euskal Etxea eine neue Mission übernommen.

Laut der Zeitschrift Zitty finden in Berlin täglich zwischen tausend und dreitausend kulturelle Veranstaltungen statt – außer natürlich, wenn gerade eine Pandemie herrscht. Viele davon sind Konzerte und andere Musikaufführungen. Es erfordert Mut, sich in diesem dichten Veranstaltungskalender einen Platz zu sichern. Für der Euskal Etxea bedeutet das Fehlen eines eigenen Veranstaltungsortes, dass regelmäßig geeignete Räumlichkeiten gesucht werden müssen. Manchmal muss ein Instrument oder technische Ausrüstung gemietet werden, manchmal Getränke und Speisen für die Gäste im Voraus bereitgestellt werden. Dies sind einige der Herausforderungen, denen sich ein „wandernder“ Kulturverein stellen muss. 

Doch die Belohnung ist groß: Nach langer Zeit wieder die Musik von Ruper und Gari genießen zu können. Anari, Napoka Iria, Belako, Jabier Muguruza, Mikel Urdangarin, ZEA Mays, La Basu oder Occhi di Farfalla – sie alle an verschiedenen Orten der Stadt präsentieren zu können. Mal in einem kleinen Theater oder einer Bar, mal in einem besetzten Haus.

Die Bühne ist manchmal ein kleines Theater oder eine Kneipe. Manchmal auch ein Hausprojekt.

Es gibt auch Projekte, die besondere Arbeit erfordern. Aitor Etxebarria – besser bekannt unter seinem Künstlernamen El Txef A – hat als DJ in einigen der renommiertesten Clubs Berlins aufgelegt: Tresor, Watergate, Ritter Butzke, Kater Blau oder Ipse, um nur einige zu nennen. Begleitet wurde er dabei unter anderem von den legendären Underground Resistance. Als er jedoch den Soundtrack für den Dokumentarfilm Markak komponierte, betrat er eine völlig andere Welt.

Sein Werk präsentierte der Künstler in Berlin in voller Länge – gemeinsam mit seinen MusikerInnen und den dazugehörigen Bildern, so wie er es zuvor im Euskalduna oder beim Sonar getan hatte. Diese Aufführung brachte besondere Freude in den Euskal Etxea. Stattgefunden hat sie in der spektakulären Musikbrauerei in Prenzlauer Berg, einem idealen Ort für einen Künstler, um sein Bestes zu geben.

Auf der Suche nach einem Piano für Iñaki Salvador

Auch wenn manche Projekte wirklich kompliziert sind, lohnt es sich, an ihrer Umsetzung festzuhalten. Man weiß nie, wann der magische Moment kommt. Kurz nach dem Tod von Mikel Laboa bereitete der Pianist Iñaki Salvador ein Konzert vor, das auf dessen Repertoire basierte. Laboa war ein enger Freund von ihm, mit dem er jahrelang zusammengearbeitet hatte.

Um Salvadors persönliche Hommage nach Berlin zu bringen, musste ein geeigneter Saal und ein passendes Klavier gefunden werden. Mit knappen Mitteln und ohne eigenen Veranstaltungsort war das keine leichte Aufgabe.

Kurz bevor der Euskal Etxea aufgebe, ergab sich die Möglichkeit, die Veranstaltung im Christophorin (im Stadtteil Wedding) abzuhalten. Tagsüber ist es eine Klavierwerkstatt, abends ein besonderer Konzertsaal – für BesucherInnen der Stadt auf jeden Fall einen Besuch wert. Salvador spielte seine ersten Stücke zwischen den verschiedenen Klavieren, die auf der Bühne standen, und bot eine zutiefst bewegende Darbietung, die den Zuschauern unvergesslich bleiben wird. Damit wurden all die Sorgen und Anstrengungen des Vereins, diesen Abend möglich zu machen, reich belohnt.

Weder Punk noch Techno. Laboa, geehrt mit dem Klavier seines engen Freundes, in Berlin. Es war nicht einfach – aber es war möglich. Und unvergesslich.

Zweites Wohnzimmer

In Berlin ist die Bar Clash ein weiterer zentraler Förderer der baskischen Musik. Dank der engen und großzügigen Beziehungen, die Stefan und Robin aufgebaut haben, sind dort bereits Dutzende Punkrock-Bands aufgetreten. Die beiden beliebten Gastronomen haben viele Herausforderungen für den Euskal Etxea gelöst. Und seien Sie sich sicher: Die Clash ist nicht nur wegen der gelegentlichen Konzerte baskischer Bands ein großartiger Ort, sondern auch, weil sie zu den angenehmsten Gaststätten Berlins gehört – verpassen Sie auf keinen Fall die Tagesmenüs unter der Woche. (Foto: Montecruz Foto)