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er Euskal Etxea Berlin organisiert keine Treffen, um Spiele der Real Sociedad oder des Athletic zu verfolgen, und am prestigeträchtigen Berliner Marathon nehmen auch keine Mitglieder teil. Einige fahren zwar mit dem Fahrrad zur Arbeit – aber gemächlich, ohne der Versuchung zu erliegen, gleich Radhose und Trikot zu kaufen. Vielleicht liegt es an den fast zweitausend Kilometern Entfernung, doch die sportliche Leidenschaft des Baskenlands spiegelt sich in Berlin nur wenig wider.
Vielleicht ist das auch der Grund, warum das Korrika in Berlin so besonders ist: Ein Lauf, an dem wirklich jeder von Anfang bis Ende teilnehmen kann. Ein flotter Spaziergang für die baskische Sprache, der alle zwei Jahre durch unterschiedliche Stadtteile führt – und bei dem das anschließende Essen natürlich nie fehlen darf. Bis heute hat der Euskal Etxea bereits sieben Korrika-Ausgaben organisiert.
Das 23. Korrika startete zum zweiten Mal vor dem Kino Moviemento. Im Gegensatz zu 2015 bog sie diesmal in Berlin nach Norden ab, verließ den Stadtteil Neukölln und führte durch Kreuzberg, wobei der größte Teil der Strecke über die Kottbusser Straße verlief.
Wie im März in Berlin üblich, mussten die Teilnehmer schlechtes Wetter in Kauf nehmen – doch das störte sie kaum. Die Laufgruppe sang fröhlich vor sich hin, überquerte den berühmten Kottbusser Platz und bog rechts in die Oranienstraße ein. Nach wenigen Minuten erreichte das Korrika die Milchbar. Dort endete zwar die etwa zwei Kilometer lange Strecke, doch die Feierlichkeiten gingen weiter.
Robin und Stephan waren in der Milchbar bereit, alle Teilnehmer des 23. Korrikas mit Essen und Getränken zu versorgen. Auch der Txakoli aus Zarautz durfte nicht fehlen. Und da es draußen kalt war, wurde die Party drinnen fortgesetzt.
Die durch das Coronavirus ausgelöste Pandemie unterbrach den gewohnten Rhythmus des Korrikas und führte zu einer dreijährigen Pause zwischen der fünften und sechsten Ausgabe in Berlin. Die Ausgabe 2022 war ein besonders freudiger Tag, da viele Menschen zusammenkamen, die sich lange nicht gesehen und endlich wieder umarmt hatten.
Das Korrika 2022 begann fast am Endpunkt des Korrikas 2013. Diesmal überquerte die Strecke jedoch die Oberbaumbrücke in die andere Richtung – von Südkreuzberg nach Norden – und die etwa 200 Teilnehmer liefen Richtung Friedrichshain. Unter dem Applaus der Anwohner erreichte die Gruppe schließlich das Ziel am Boxhagener Platz. Insgesamt legten die Läufer 1,9 Kilometer – in Schneckentempo – zurück.
Dank der Unterstützung der FreundInnen des Kulturzentrums Zielona Gora konnte das Baskische Zentrum Berlin eine große Lauch-Kartoffelsuppe zubereiten, die allen FreundInnen des Vereins sowie den TeilnehmerInnen des Korrikas angeboten wurde. Der Nachmittag verlief ebenfalls sehr angenehm mit einem Konzert der Band Positive Hardcore.
Das Korrika in Berlin musste irgendwann einmal durch das Herz von Kreuzberg führen. Die Straßen zwischen Oranienplatz und Görlitzer Bahnhof haben einen ganz besonderen Charakter: Rund um die Uhr sind Menschen unterwegs, Bars schließen nie, und überall gibt es Dönerläden.
Kreuzberg ist ein Beispiel für Solidarität zwischen Gruppen unterschiedlicher Herkunft: Ziel ist es, Neuankömmlinge zu integrieren und sicherzustellen, dass niemand durch die ständigen Veränderungen in der Stadt ausgegrenzt wird. Das Korrika 2019 feierte das anschließende Essen im MaHalle. Dieser Raum vereint Dutzende von Vereinen und öffnete dem Euskal Etxea seine Türen. Neben Essen und Trinken genossen die Teilnehmenden das Akustikkonzert von Zea Mays im MaHalle.
Der morgendliche Lauf, das anschließende Mittagessen und der Auftritt von Zea Mays waren nur der Auftakt eines langen Tages. Am Abend gab Berri Txarrak im Rahmen ihrer Abschiedstournee ein Konzert im Clash. Für den Euskal Etxea in Berlin war es die anstrengendste Korrika – trotz der kurzen Strecke…
Am Platz der Luftbrücke befindet sich die Mediengalerie, ein nicht öffentlich zugänglicher Ort, an dem der Euskal Etxea seine Treffen abhält. Auch der Hauptterminal des ehemaligen Flughafens Tempelhof liegt in unmittelbarer Nähe. Nach der Flüchtlingskrise 2015 nutzte der Berliner Senat das Gelände als Unterkunft und beherbergt seitdem Tausende Geflüchtete.
Hier startete das Korrika 2017. Mit der Wahl dieser Strecke wollte der Euskal Etxea allen Menschen Respekt zollen, die gewaltsam aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Gleichzeitig war die Wahl des Platzes auch strategisch: Der Hügel des Platzes – für Berlins ansonsten flache Landschaft ein bemerkenswerter Höhenunterschied von fünfzehn Metern – sorgte für einen weniger als zwei Kilometer langen, abfallenden Kurs.
Die Strecke führte hinunter zur Gneisenaustraße, nahm eine linke Biegung und endete schließlich im Clash. Auch die Wahl des Ziels erwies sich als gelungen: Dort erwarteten die Läufer Bohneneintopf, Rippchen und Cider. Der Euskal Etxea schätzt die Gastfreundschaft der Kneipe sehr und wird ihr immer dankbar sein.
Der Berliner Stadtteil Neukölln zählt EinwohnerInnen aus über 160 Ländern. Ein Spaziergang über die Sonnenallee oder die Karl-Marx-Straße (nicht zu verwechseln mit der Karl-Marx-Allee auf der anderen Seite der Spree) gleicht einer kleinen Weltreise: Gerüche, Farben, Sprachen – hier gibt es einfach alles.
Natürlich musste das Korrika auch in Neukölln Station machen. Vielleicht, weil da mehr BaskInnen leben als in jedem anderen Stadtteil Berlins, in diesem Jahr brachte der Euskal Etxea jedenfalls so viele Menschen wie noch nie zusammen: rund 300 TeilnehmerInnen.
Neukölln ist außerdem ein beliebtes Studentenviertel, und so übernahmen auch die Teilnehmenden der Baskischkurse in Berlin ein Stück der Strecke mit der Fackel. Sogar Hans Joachim Wilke, einer der Gründer des Euskal Etxeas, lief ein paar Meter mit. Am Ziel im Restaurant On Egin warteten bereits Txistorra und Cider. Und da es in der Umgebung von Bars nur so wimmelt, zog sich der Nachmittag – für manche bis in den Abend und sogar bis in den nächsten Morgen hinein.
AEK organisiert das Korrika im Baskenland gewöhnlich zu Beginn des Frühlings. In Berlin ist das Wetter zu dieser Jahreszeit allerdings unberechenbar: Manchmal reicht es, kurze Hosen zu tragen, doch ebenso oft hält sich der Winter noch bis Mitte April – zumindest war das früher so; seit 2013 sind die richtig kalten Tage deutlich seltener geworden.
Der Euskal Etxea richtete das zweite Berliner Korrika zwischen Friedrichshain und Kreuzberg aus. Ein Großteil der Strecke führte an der East Side Gallery entlang, dem längsten noch erhaltenen Abschnitt der Berliner Mauer, der von zahlreichen Künstlern bemalt wurde. Mäntel, Wollmützen und Handschuhe waren unverzichtbar, denn am Ostbahnhof zeigte das Thermometer minus sieben Grad. Sportliche Höchstleistungen sind zwar nicht die Stärke des Euskal Etxeas, doch das Korrika 2013 war die schnellste von allen – schlicht, um sich etwas aufzuwärmen.
Nach der Überquerung der Oberbaumbrücke endete der Lauf am Schlesischen Tor. Der Anblick der wirklich begeisterten FreundInnen von Clash mit dem Staffelstab in der Hand erregte die Stimmung der Anwesenden. Und auch die Porrusalda Suppe stand schon bereit: Es war zwar kalt beim Korrika 2013, aber der Tag selbst war alles andere als frostig.
Als das Korrika erstmals nach Berlin kam, musste natürlich eine unvergessliche Premiere mit einer glanzvollen Strecke her. Der Euskal Etxea versammelte die LäuferInnen am Samstag, den 9. April 2011, um Punkt zwölf Uhr mittags am Brandenburger Tor – dem wohl bekanntesten Treffpunkt Deutschlands, an dem Silvester gefeiert und die Erfolge der Fußballnationalmannschaft bejubelt werden.
Auf den ersten Metern des Berliner Korrikas trugen in der Hauptstadt geborene baskische Kinder den Staffelstab. Danach waren die Tanzgruppe und die Mitglieder des Euskal Etxeas dran. Nachdem sie die Friedrichstraße passiert und zum Ausgangspunkt zurückgekehrt waren, bog die Laufgruppe mit über 150 Teilnehmenden an der Humboldt-Universität um – ein Moment von großer symbolischer Bedeutung. Denn Wilhelm von Humboldt, der Sprachwissenschaftler und Gründer der Universität, war einer der ersten, der das Baskische wissenschaftlich erforschte. In zwei Bänden hielt er seine Studien fest, nachdem er das Baskenland bereist hatte, um die Sprache kennenzulernen. Man könnte sagen: ein Berliner Vorläufer des Korrikas.
Der Rückweg führte über Unter den Linden zurück zum Pariser Platz. Dort, im Herzen des Brandenburger Tors, beschloss Ingo Drostel, einer der Gründer des Euskal Etxea, den Tag mit einer kurzen Ansprache.