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Neue Filme im alten Kino

Der Euskal Etxea Berlin präsentiert jeden Herbst dem Berliner Publikum eine Auswahl der repräsentativsten baskischen Filme des Jahres. Die Kinosessel des 1907 eröffneten Saals sind dabei meist gefüllt mit in Berlin lebenden BaskInnen und all jenen, die das Baskenland lieben oder kennenlernen möchten.

Seit ihrer Gründung verfolgt der Euskal Etxea die Vision, die audiovisuelle Kultur des Baskenlands nach Berlin zu bringen – zunächst mit einzelnen Werken, seit 2012 jedoch mit einem eigenen baskischen Filmfestival, das in der zweiten Novemberhälfte stattfindet. Was als alle zwei Jahre stattfindendes Ereignis begann, entwickelte sich schnell zu einer festen, jährlichen Institution – bis die Pandemie eine kurze Pause erforderte. Dank des filmischen Reichtums der vergangenen Jahre gelingt es der Euskal Etxea immer wieder, ein abwechslungsreiches und hochwertiges Programm zusammenzustellen.

Für das Festival war ein passender Ort unerlässlich – und glücklicherweise fand der Euskal Etxea diesen im Kino Moviemento in Kreuzberg. Das älteste Kino Deutschlands, 1907 von Alfred Topp als „Topps Kino“ eröffnet, beherbergt heute ein kleines, engagiertes Team, das sich der Präsentation hochwertiger Filme verschrieben hat. Ohne die Unterstützung dieses Teams wäre es unmöglich, die Magie des Baskischen Filmfestivals dem Berliner Publikum zu vermitteln.

2025

Das baskische Kino erlebt gerade eine Blütezeit, und das Baskische Haus in Berlin hat das Privileg, eine kleine Auswahl aus einem Angebot zu präsentieren, das jedes Jahr größer wird. Es ist einfach toll, ein Werk wie 'Popel' unter der Regie von Oier Plaza Gartzia genießen zu dürfen. Es ist eine unvergessliche Reise durch Europa auf der Suche nach einer Person, deren Identität gestohlen wurde.

Zum zweiten Mal in Folge wurde bei Moviemento 2025 ein Film vorgestellt, der sich mit der dramatischen Situation am Fluss Bidasoa, der Grenze zwischen Frankreich und Spanien, befasst. 'Faisaien irla' nähert sich dem Thema als Thriller. Der Film hat eine dieser Zufälligkeiten, die wir im Euskal Etxea so lieben: Regisseur Asier Urbieta lebte in Berlin.

Der Dokumentarfilm 'Errio' von Ibon Gaztañazpi zeigt uns die Geschichte und die faszinierende Umgebung des Flusses Oria, den wir bereits im Film Oreina kennengelernt haben. Fischerei, Viehzucht, Rudern ... erzählt mit der Liebe, die die Menschen, die am Fluss leben, für den Oria empfinden.

2024

Fermin Muguruza hat sehr oft in Berlin gesungen aber auch Geschichten nach Berlin gebracht. 'Bidasoa 2018-2023' thematisierte ein in Deutschland wenig bekanntes Problem: die Notlage von Migranten, die den Fluss Bidasoa überqueren. Der Dokumentarfilm bietet ein facettenreiches Bild mit zahlreichen Zeugenaussagen.

'Bolante baten historia' befasst sich mit dem Verschwinden des Aktivisten 'Naparra'. Die Familie und die Angehörigen, die die Leiche nie gefunden haben, machen sich auf die Suche nach Antworten, ohne zu wissen, ob sie die seit langem bestehende Wunde lindern können. Der Film spiegelt die Schwierigkeit wider, Gerechtigkeit zu suchen, und den Schmerz, den solche Prozesse verursachen können.

Der Titel 'Zinzindurrunkarratz' ist nicht das überraschendstes Detail des Films. Der von Oskar Alegria mit einer Super-8-Kamera gedrehte Film ist eines dieser faszinierenden Artefakte, die nur dieser Regisseur schaffen kann. Ein weiteres Geschenk des markantesten baskischen Filmemachers, das wir in Berlin erhalten haben, gebracht vom Regisseur selbst.

2023

Es gibt baskische Filme, die international große Erwartungen wecken. Einer davon ist 'Irati' on Paul Urkijo. Der Film eröffnete 2023 das Baskische Filmfest in Berlin, und die vielen Menschen, die ins Kino Moviemento kamen, zeigten uns, wie groß die Neugier auf die Geschichte war. Der Regisseur selbst war im Saal und stellte den Film vor, wie schon fünf Jahre zuvor mit seinem Film 'Errementari'. Genauso unterhaltsam wie damals, genauso sympathisch wie damals.

Der zweite Film, der beim Filmfest 2023 gezeigt wurde, war 'Karpeta Urdinak' on Ander Iriarte. Es handelt sich um einen Dokumentarfilm, in dem der Regisseur ausgehend vom Fall seines Vaters eine umfassende Analyse der systematischen Folterungen durch die Polizei im Baskenland über mehr als fünf Jahrzehnte hinweg liefert. 

Am Sonntag endete das Filmfest 2023 mit dem Film 'Aztarnak' von Maru Solores. Es war ein besonderer und emotionaler Tag für uns, da die Regisseurin in Berlin gelebt hat und Mitglied des Euskal Etxeas war.

2019

Das Schönste an einem Filmfestival ist es, Geschichten zu entdecken, die man im Vorfeld nicht erahnt hätte. Genau dies erlebten viele in Berlin mit dem Dokumentarfilm 'Jainkoak ez dit barkatzen'. Das Porträt von Lezo Urreiztieta enthält erstaunliche Passagen. Bereits zum zweiten Mal in Folge – nach 'Markak' im Jahr 2017 – präsentierte der Euskal Etxea in Berlin die Verfilmung eines Werkes von Bernardo Atxaga, diesmal 'Soinujolearen semea' in der Regie von Fernando Bernués.

Es ist bereichernd, neue Geschichten kennenzulernen, doch beinahe noch erfüllender ist es, in Berlin neue Blickwinkel auf das Baskenland eröffnen zu können. Genau dies vermag der Film 'Oreina' von Koldo Almandoz zu leisten: eine Erzählung, frei von Dogmen, von großer Nähe zur gelebten Wirklichkeit, klassisch in ihrer Form und zugleich gänzlich zeitgenössisch. 'Muga deitzen den pausoa' von Maider Oleaga bildete die zweite Premiere im Rahmen des Baskischen Filmfestivals.

2018

Es war ein herausragendes Jahr für das baskische Kino. Eröffnet wurde das Festival mit der Kurzfilmreihe 'Kalebegiak' die von der Stadt San Sebastian inspiriert ist. Am Freitag verfolgten die BesucherInnen des Kinos Moviemento wie gebannt die Vorführung von 'Errementari'. In Berlin wurde eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass das baskische Kino auch das Genre des Horrorthrillers zu meistern versteht. Regisseur Paul Urkijo und Kostümbildnerin Nerea Torrijos erläuterten dem Publikum, wie sich mit begrenzten Mitteln und großer Fantasie herausragende Ergebnisse erzielen lassen..

Am Samstag präsentierte der Euskal Etxea nach längerer Zeit wieder einen Musikdokumentarfilm: 'Hunted by the snake', ein Werk über die Kultband Cancer Moon. Den Abschluss am Sonntag bildete einer der außergewöhnlichsten Filme in baskischer Sprache:  'Handia', von Aitor Arregi und Jon Garaño, eine bewegende Erzählung über das Leben des Riesen von Altzo. Auch für das Baskische Filmfestival selbst war es ein überaus erfolgreiches Jahr: Einmal mehr zeigte sich in Berlin, dass baskische Filmproduktionen ohne Scheu und ohne Komplexe ihren Weg in die Welt finden.

2017

Das fünfte Baskische Filmfestival begann mit einer faszinierenden Reise:  'Elkarrekin' Together, die Expedition des Schiffes Albaola an die Küste des US-Bundesstaates Maine. Die alten Geschichten der baskischen Walfänger eroberten dabei die Leinwand des Kinos Moviemento in Berlin.

Am Freitag folgte die zweite Etappe. Mit dem Film 'Bi txirula' der bereits auf dem Filmfestival von San Sebastián vorgestellt worden war, öffnete Regisseur Iñigo García ein Fenster zur geheimnisvollen Flucht zweier Freunde auf der Suche nach einem besseren Ort. Am Samstag stand eine weitere Entdeckung im Mittelpunkt. Iratxe Fresneda widmete sich in ihrem Dokumentarfilm 'Irrintziaren ohiartzunak' dem Leben und Wirken einer wahren Pionierin des Kinos: Mirentxu Loyarte. Zum Abschluss des Festivals schließlich wandte sich der Euskal Etxea mit ihrer ersten eigens für Kinder bestimmten Vorführung an das jüngste Publikum: gezeigt wurde der Klassiker 'Kalabaza tripontzia' von Juanba Berasategi – ein bewundernswertes Werk des im selben Jahr verstorbenen Regisseurs.

2016

Bereits in den 1920er Jahren wurde in Ägypten Cesta Punta gespielt. Der eindrucksvolle Dokumentarfilm 'Jai Alai Blues', mit dem das Baskische Filmfestival 2016 eröffnet wurde, brachte uns diese und viele weitere überraschende Tatsachen näher.

Am darauffolgenden Tag erlebte der Euskal Etxea einen ganz besonderen Moment: die Präsentation des Films 'Iragan gunea Berlin' , der in der Hauptstadt selbst angesiedelt ist. Am Samstag schließlich konnte das Publikum im Kino Moviemento eine längst ersehnte Premiere genießen – eine Komödie in baskischer Sprache:  'Pikadero'. von Ben Sharrock, mit Barbara Goenaga und Joseba Usabiaga in den Hauptrollen.Und da es eine schöne Tradition ist, das Festival mit einem Höhepunkt zu beschließen, wurde der bekannteste Film des Jahres für die Sonntagnachmittagsvorstellung aufbewahrt: der bewegende Film 'Amama' von Asier Altuna.

Flüchtlinge – damals wie heute

Als Maider Oleaga die Einladung erhielt, einen freien Film zu drehen, inspiriert von den Monaten, die der baskische Ministerpräsident José Antonio Agirre in Berlin verbrachte, entschied sie sich, ein Thema von brennender Aktualität aufzugreifen: das der Flüchtlinge. Exil, Flucht, Entwurzelung – all dies verbindet Agirres Erfahrung mit der Gegenwart.Dass ein in Berlin gedrehter Film vom Euskal Etxea im Rahmen seines Festivals präsentiert wird, ist ein seltenes Ereignis – und gerade deshalb von besonderem Gewicht.

2015

Angesichts des bedeutenden Beitrags, den das baskische Kino in den letzten Jahren geleistet hat, blieb dem Euskal Etxea fast nichts anderes übrig, als das Festival alljährlich zu veranstalten. Die dritte Ausgabe des Baskischen Filmfestivals wurde mit dem Film 'Lasa eta Zabala' in Anwesenheit des Regisseurs Pablo Malo eröffnet – ein rundum gelungener Auftakt.

Am darauffolgenden Tag stellte Karmele Jaio Amaren eskuak vor. Sie ist die Autorin des Romans, auf dem die Verfilmung von Mireia Gabilondo basiert. Der Besuch in Berlin schien Jaio zu beflügeln, denn die Hauptfigur ihres nächsten Romans lebt mit der Versuchung, das Baskenland zu verlassen und in die deutsche Hauptstadt zu ziehen. Das zweite Werk, das am Samstag präsentiert wurde, setzte sich mit dem politischen Konflikt auseinander:  'Echevarriatik Etxeberriara', von Ander Iriarte, eine zutiefst persönliche Erzählung, die in Oiartzun angesiedelt ist. Am Sonntag schließlich organisierte der Euskal Etxea erstmals eine Doppelsitzung. Zunächst wurde 'Ateak zabalduz'. on Juanmi Gutiérrez gezeigt. Den feierlichen Abschluss bildete 'Loreak', von Jose Mari Goenaga und Jon Garaño – ein Film, der damals zu den fünf Finalisten für den Oscar in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ zählte und bis heute als das anerkannteste Werk des baskischen Kinos gilt.

2014

Das zweite Baskische Filmfestival widmete sich fast ausschließlich Dokumentarfilmen. Die Vorführung von 'Alardearen seme-alabak' ließ viele Berliner sprachlos zurück und erzürnte sie, da sie von der Ungerechtigkeit, die jedes Jahr in Irun und Hondarribia geschieht, nichts wussten. Besonders hilfreich waren die Erläuterungen der Regisseurin Jone Karres in perfektem Deutsch.

Die Vorführung am Freitag endete mit einem deutlich angenehmeren Eindruck. 'Emak Bakia baita' versetzte die Besucher des Kinos Moviemento in Staunen, als sie das bisher unbekannte Juwel von Oskar Alegria entdeckten – zweifellos einer der interessantesten und schönsten Filme des Festivals. Der Dokumentarfilm 'Asier eta biok'-von Aitor und Amaia Merino bot einen sehr persönlichen Blick auf den politischen Konflikt, der auch in Berlin großes Interesse weckt. Am Sonntag schließlich rundete eine Auswahl von Kurzfilmen aus dem Programm Kimuak das zweite Baskische Filmfestival ab.

2012

Bevor wir überhaupt darüber nachdenken konnten, ob das Festival einen festen Platz im Programm des Euskal Etxeas bekommen würde, mussten wir es erst organisieren und prüfen, ob eine Vorstellung vor dem Berliner Publikum möglich war. Ohne es zu versuchen, wüsste man es nie – und die Ergebnisse unserer Arbeit waren gar nicht schlecht, zumal das Baskische Filmfestival auf einen Herbsttermin fiel!

Darüber hinaus war diese Premiere alles andere als ein gewöhnliches Festival. 'Izarren argia' on Mikel Rueda eröffnete das Programm, ergänzt durch Anmerkungen von Joxean Fernández, dem Direktor der Baskischen Filmothek, zur Filmografie des Baskischen Bürgerkriegs. Am zweiten Tag präsentierte Asier Altuna in Berlin Bertsolari, ein berührendes Werk über Bühne und Improvisation.

Am Samstag fand eine Doppelsitzung statt, bei der unter anderem 'Zuloak' on Fermin Muguruza gebührend gezeigt wurde. Parallel dazu trat die geheimnisvollste Riot-Grrrl-Band des Baskenlands im Clash auf. Nachdem die Nachwirkungen des Sonntags überwunden waren, endete das erste Baskische Filmfestival schließlich mit Gartxot von Juanjo Elordi und Asisko Urmeneta – ein Abschluss, der Lust auf eine Wiederholung machte.