Der damalige deutsche Präsident schickte den Opfern des Angriffes von Gernika einen persönlichen Brief. Dies war das Ergebnis der langjährigen Arbeit vieler Aktivisten. Der Brief wurde ohne vorherige Benachrichtigung des Bundestages verschickt.
A
m 26. April 1937 wurde Gernika Opfer eines Luftangriffes von Verbänden der Legion Condor, der den Namen dieser Stadt zu einem Symbol für eine Kriegführung machte, die eine wehrlose Bevölkerung gleichermaßen grausam und unvorbereitet traf. Der Tag von Gernika und das menschliche Leiden, für das dieser Name steht, gehören seitdem zur kollektiven Erinnerung unserer Völker.
Sechzig Jahre nach der Bombardierung sind neue Generationen herangewachsen. Aber Sie als Opfer des Angriffs tragen Ihre Erinnerungen an diesen Tag und seine Folgen noch in Ihrem Herzen. Für Sie ist noch Gegenwart, was für die meisten von uns Vergangenheit ist, obwohl uns allen die Trauer und das Leid, das damals über Gernika gebracht wurde, gegenwärtig sein muss. Ich möchte mich der Vergangenheit stellen und mich zur schuldhaften Verstrickung deutscher Flieger ausdrücklich bekennen. An Sie als Überlebende des Angriffs, als Zeugen des erlittenen Grauens richte ich meine Botschaft des Gedenkens, des Mitgefühls und der Trauer. Ich gedenke der einzelnen Menschen, denen an diesem Tag in Gernika das Lebensglück zerstört, die Familie zerrissen, das Haus vernichtet, die Nachbarschaft genommen wurde. Ich trauere mit Ihnen um die Toten und Verletzten. Ihnen, die die Wunden der Vergangenheit noch in sich tragen, biete ich meine Hand mit der Bitte um Versöhnung.
Ehemaliger Bundespräsident Deutschlands (Landshut 1934 – Jagsthausen 2017). Das CDU-Mitglied wurde 1994 zum Staatsoberhaupt gewählt, als er Präsident des Bundesverfassungsgerichts war. Im frisch vereinigten Land musste er sich mit einer Reihe heikler Fragen der Erinnerungskultur auseinandersetzen. Trotz seines konservativen Hintergrunds zeigte er mehr Mut, als viele erwartet hatten.